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Ruhelose Kinder – ein Plädoyer für Ruhezeiten
In meiner Praxis erlebe ich zunehmend, dass die natürliche Intuition der Eltern für Ruhezeiten ihrer Kinder verloren gegangen ist. Ein Kind, das aus dem Kindergarten oder der Schule nach Hause kommt, braucht in erster Linie eine ruhige Atmosphäre und eine „stille Zeit“ ohne Berieselung und Termindruck.
Ein Tag im Kindergarten oder in der Schule ist für ein Kind harte Arbeit. Es hat einen Arbeitstag hinter sich, musste sich an schwierige Regeln halten und war unbewusst den Emotionen unnatürlich vieler Menschen ausgesetzt. Erholung ist dringend notwendig. Ein Regulieren der entstandenen Emotionen kann aber nicht beim nächsten „Kindermeeting“ oder in aufregenden Freizeitaktionen geschehen. Ich plädiere deshalb in meiner Praxis immer für Lesezeiten, für Beziehungszeit mit den Bezugspersonen, für Gesprächszeiten, für Kuschelzeiten. Nur so kann ein Elternteil mit seinem Kind wirklich in Beziehung gehen, nur so kann aufrichtige Präsenz entstehen. In solch ruhigen Zeiten, die täglich stattfinden sollten, ist es möglich eine überforderte Kinderseele zu entspannen. Dies gilt vom Kleinkind bis zum Teenager. Je jünger das Kind, desto mehr braucht es die Vorgabe eines Entspannungsrahmens durch die Bezugsperson. Eine qualitativ hochwertige Begegnung zwischen Kind und Elternteil kann nur in Ruhe, ohne Hektik und Termindruck entstehen. Dies am besten zu Hause oder in der Natur, es braucht nicht viel: Ein analoges Kinderbuch, eine Kuscheldecke, eine warme Hand, welche die Kinderhand hält, ein Streicheln, ein ruhiges Durchatmen seitens des Elternteils, ein liebevolles Gespräch und eine ruhige Stimme, die ehrliches Interesse am Kind widerspiegelt. Eine solche Atmosphäre heilt unsere Kinderseelen. Sie kostet „nur“ Zeit und ist deshalb in diesen Zeiten unendlich teuer ….